Künstler-Bilder und das Atelier der Gegenwart – Produktionsstätte und/oder mythischer Kultraum?

Künstler-Bilder und das Atelier der Gegenwart – Produktionsstätte und/oder mythischer Kultraum?

»Künstler-Bilder und das Atelier der Gegenwart – Produktionsstätte und/oder mythischer Kultraum? Studienreise französischer Doktorand/-innen und Postdoktorand/-innen nach Berlin«

7. – 11. November 2013

Studienkurs des Deutschen Forums für Kunstgeschichte (DFK Paris) für französische Doktorandinnen in Kooperation mit der Universität der Künste (UdK Berlin). Zertifiziert und gefördert durch die Deutsch-Französische Hochschule Saarbrücken im Rahmen der Atelierförderung.

 

In Berlin haben in den letzten 15 Jahren zahlreiche internationale Künstler ihre Ateliers eingerichtet. Sie besitzen – entsprechend der Vielfalt der gegenwärtigen Kunstproduktion – einen ganz unterschiedlichen Charakter. Dies reicht vom klassischen Maleratelier über fabrikartige Produktionsstrukturen bis hin zum Atelier als »Labor« (Olafur Eliasson) mit Mitarbeitern verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen. Das Atelier ist dabei in mehrerer Hinsicht aus kunsthistorischer Perspektive interessant: zum einen zeigt es das große Spektrum künstlerischer Arbeitsweisen und -materialien. Zum anderen ist es mehr und mehr nicht nur ein Arbeitsort, sondern wird von den Künstlern reflexiv gesehen und ist durchaus Teil einer Selbstinszenierung.

In den kunsttheoretischen Diskussionen der letzten Jahre ist der Künstler neben seinem Werk mit seiner individuellen Persönlichkeit selbst und deren Inszenierungsstrategien zunehmend ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt. Viele Künstler treten in die Öffentlichkeit, geben Interviews, erlauben Einblicke in ihre Ateliers und kuratieren eigene Ausstellungen. Nur wenige ziehen sich ganz zurück, verweigern sich der Öffentlichkeit und erinnern an den romantischen Mythos, vergleichbar Balzacs Frenhofer.

Die jüngsten Entwicklungen betreffen dabei nicht nur eine Trennung der technischen Aufgabenbereiche à la Andy Warhols Factory in einzelne, teils ausgelagerte und damit extern professionalisierte Produktionsschritte, sondern auch eine wachsende Auffächerung künstlerischer Sparten auf der rezeptionsästhetischen Seite. So ist häufig die Rede vom Biennalen-Künstler, Kuratorenkünstler, Kunstmarkt-Künstler, Institutionskünstler, Kunst-am-Bau-Künstler, ohne dass sich die einzelnen Bereiche für die Erfolgslaufbahn zwingend überschneiden (müssen). Das Atelier ist in seinen vielschichtigen Funktionen als Repräsentationsort und Raum für Selbstdarstellung, handwerklicher Produktionsstätte, kreatives Gedankenlabor, geheimnisvoll umwobener Rückzugsort, zugleich als entscheidender Schnittstelle zur Außenwelt eng mit diesen divergierenden Künstler-Bildern verflochten. Es verkörpert dessen Person und spiegelt die unterschiedlichen Spielarten der Kunstentstehung wieder, zu der die gegenwärtige Vielfalt an Produktionsweisen, der Rückgriff auf neue Materialien bzw. neue Beschaffungsquellen, darunter gesammelter Fundstücke und Residuen aus dem urbanen Kontext zählen. Sein Besucher schwankt zwischen Sensationslust und Neugierde, fühlt sich als Entdecker mit dem Wunsch eines „heimlichen“ Schulterblicks und der Nähe zum künstlerischen „Genie“.

Ateliers gibt es überall. In Berlin aber sind zurzeit die verschiedensten Arten von Ateliers konzentriert wie in nur wenigen Städten. Die Exkursion, die sich an Doktoranden und Post-Docs der Kunstgeschichte richtete, gab Nachwuchsforschern die Gelegenheit, diese normalerweise verschlossenen Künstler-Orte in Berlin kennenzulernen und in der Begegnung mit dem Künstler zu diskutieren. Es standen Besuche von Ateliers von acht in Berlin lebenden und arbeitenden internationalen Künstlern auf dem Programm: Olafur Eliasson, Anselm Reyle, Jonathan Meese, Markus Lüpertz, Elmgreen & Dragset, Alicia Kwade, Keren Cytter und Tacita Dean.

Einleitend und im Anschluss an die Besichtigungen wurden in Arbeitssitzungen an der Universität der Künste Berlin die Besuche vor- und nachbereitet.

 

 

Leitung:

Externe Konzeption und Durchführung:

Dr. Ursula Ströbele (UdK Berlin) und Steffen Haug, M.A (HU Berlin)

 

Teilnehmer/-innen :

Jean-Baptiste Lenglet, Doktorand, ENSBA; Tatiana Debroux, Post-Doc, Insitut de Gestion de l’Environnement et d’Aménagement du Territoire, Université Libre de Bruxelles; Lei Xie, Doktorand, ENSBA; Victorine Grataloup, Doktorandin, EHESS; Camille Matthieu, Post-Doc, INHA; Claire Tenu, Doktorandin, ENSBA; Georg Hiller von Gaertringen, Post-Doc, HU Berlin; Anne-Grit Becker, Doktorandin, FU Berlin; Philipp John, Doktorand, FU Berlin.

Kontakt
Dr. Julia Drost

Dr. Julia Drost

Forschungsleiterin / Verantwortlich für Förderprogramme
Telefon +33 (0)1 42 60 67 97

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