Die Erwerbungen der Staatlichen Museen zu Berlin auf dem Pariser Kunstmarkt während der Besatzung 1940-1944
Die Erwerbungen der Staatlichen Museen zu Berlin auf dem Pariser Kunstmarkt während der Besatzung 1940-1944
Trotz oder gerade wegen der deutschen Besatzung herrschte auf dem französischen Kunstmarkt von 1940 bis 1944 Hochkonjunktur. Neben hohen NS-Funktionären tätigten hier auch deutsche Museen zahlreiche Ankäufe, allen voran die Museen aus dem Rheinland. Hingegen die meisten Museen schon kurz nach dem Zweiten Weltkrieg ihre als illegal betrachteten Erwerbungen wieder nach Frankreich zurückgeben mussten, hat die Ankaufspolitik der Berliner Museen während der Besatzung bisher kaum Beachtung gefunden. Erste Recherchen in deutschen und französischen Archiven zeigen jedoch, dass diese in einem wesentlich größeren Maße als bisher bekannt auf dem Pariser Kunstmarkt aktiv waren. Ganz im Gegensatz zu den rheinischen Museen befinden sich fast alle der fraglichen Objekte auch heute noch im Besitz der Staatlichen Museen zu Berlin.
Das Ziel des Projektes ist es, die Erwerbungen der Berliner Museen auf dem Pariser Kunstmarkt während der deutschen Besatzung Frankreichs von 1940 bis 1944 erstmalig systematisch und abteilungsübergreifend zu rekonstruieren. Dafür gilt es nicht nur die fraglichen Objekte und ihre Verkäufer zu identifizieren, sondern ebenso die Erwerbungsumstände genauer zu untersuchen. Denn angesichts der komplexen Verflechtung zwischen NS-Kunstraub und Handel während der Besatzungszeit sollen die Ankäufe in diesem Rahmen auch auf den Verdacht des verfolgungsbedingten Entzugs überprüft werden.
Die Erwerbungen bestehen dabei vornehmlich aus antiken Kulturgütern, deren französische Verkäufer, wir die Brüder Kalebjian, Indjoudjian und Tabbagh, sich zwar oftmals identifizieren lassen, über die jedoch kaum etwas bekannt ist, obwohl sich von ihn vermittelte Objekte heute in fast allen großen Museen dieser Welt befinden.
Ausgehend von den Erwerbungen der Berliner Museen während der Besatzungszeit möchte das Projekt deshalb ebenso einen Beitrag dazu leisten, mehr über diese zentralen Akteure des internationalen Antikenhandels und ihre Netzwerke zu erfahren, und durch diese Grundlagenforschung eine Lücke in der Erforschung des Pariser Kunstmarkts schließen.
Das vom Deutschen Zentrum für Kulturgutverluste finanzierte Projekt wird an der Technischen Universität Berlin in enger Kooperation mit den Staatlichen Museen zu Berlin und dem Deutschen Forum für Kunstgeschichte in Paris realisiert.