Peter Geimer im Gespräch mit Philippe Descola über sein Buch »Die Formen des Sichtbaren. Eine Anthropologie der Bilder«

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Peter Geimer im Gespräch mit Philippe Descola über sein Buch »Die Formen des Sichtbaren. Eine Anthropologie der Bilder«

Eine Yupik-Maske aus Alaska, eine Malerei der Aborigines, eine Miniaturlandschaft aus der Song-Dynastie, ein holländisches Interieurgemälde aus dem 17. Jahrhundert: Was ein Bild zeigt oder gerade nicht zeigt, enthüllt ein bestimmtes figuratives Schema, das durch die formalen Mittel und durch die Anordnung, mit der es seine Wirkungskraft entfaltet, gekennzeichnet ist. 

Der französische Anthropologe Philippe Descola stellt sein kürzlich ins Deutsche übersetzte Buch Die Formen des Sichtbaren. Eine Anthropologie der Bilder in einer Diskussion mit Peter Geimer vor. 

Bilder ermöglichen uns so einen Zugang zu dem, was unterschiedliche menschliche Lebensformen ausmacht. Gestützt auf einen globalen und historisch weit ausgreifenden Vergleich von Werken einer atemberaubenden Vielfalt, entwickelt Philippe Descola in seinem Buch die Grundlagen für eine Anthropologie der menschlichen Bildkunst. 
Die bildliche Darstellung ist nicht allein der Fantasie derer überlassen, die die Bilder erschaffen. Wir stellen nur dar, was wir wahrnehmen, oder uns vorstellen, und wir stellen uns nur vor und nehmen nur wahr, was uns die Gewohnheit zu unterscheiden gelehrt hat. Der visuelle Pfad, den wir bei der Abbildung der Welt einschlagen, hängt für Descola daher davon ab, welcher der vier Regionen des von ihm entdeckten ontologischen Archipels wir angehören: Animismus, Naturalismus, Totemismus oder Analogismus. Jeder von ihnen entspricht eine bestimmte Art, die Welt zu begreifen, ihre Kontinuitäten und Diskontinuitäten wahrzunehmen, insbesondere die verschiedenen Trennlinien zwischen Menschen und Nichtmenschen. Ein augenöffnendes Buch. 
 
Philippe Descola, geboren 1949, ist emeritierter Professor für Anthropologie am Collège de France, Directeur d’études an der École des hautes études en sciences sociales (EHESS) und gilt als der bedeutendste französische Anthropologe der Gegenwart. In seinen Forschungen entwickelt er eine vergleichende Anthropologie, die sowohl die Humanwissenschaften als auch die Reflexion über die ökologischen Herausforderungen unserer Zeit revolutioniert hat. Für sein Werk wurde er vielfach ausgezeichnet, u.a. mit der Goldmedaille des Centre national de la recherche scientifique (CNRS), der höchsten wissenschaftlichen Auszeichnung Frankreichs. Sein Buch Les formes du visible. Une anthropolgie de la figuration gewann 2021 den Prix Fondation Martine Aublet. Zuletzt erschien von ihm auf Deutsch Jenseits von Natur und Kultur im Suhrkamp Verlag. 
 
Durch den Abend führt Peter Geimer, Leiter des Deutschen Forums für Kunstgeschichte in Paris. 
Begrüßung: Brigitte Franzen, Direktorin des Senckenberg Museums. 
Übersetzung ins Deutsche: Marianne Crux.

Weitere Informationen auf der Webseite des Senckenberg Museums.

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