Das Sehen »idealer Formen«

Kolloquium

Das Sehen »idealer Formen«

Die Renaissance gründet sich auf einen Kanon idealer Formen, die vom menschlichen Körper, reinen geometrischen Formen und musikalischen Proportionen abgeleitet sind. Von Vitruv über Alberti bis hin zum Modulor Le Corbusiers’s haben sich bestimmte ästhetische Kategorien durchgesetzt und die Wahrnehmung sowohl der einzelnen Form wie auch des Raumbildes bestimmt. Über komplexe Assimilierungsprozesse sind diese in die verschiedenen Kulturen eingedrungen, haben sich mit lokalem Erbe vermischt und sind zu Konventionen geworden. Diese sind Träger ethischer Werte, da sich bestimmte Formen untrennbar mit moralischen, erzieherischen und psychologischen Inhalten verbunden haben. Da die Frage nach der idealen Form von den heutigen Neurowissenschaften entsprechend ausgelotet werden kann, wäre es aufschlussreich in einem interdisziplinärem Dialog zu erkunden, wie weit sich deren Ergebnisse mit den überlieferten theoretischen Prinzipien und deren Entwicklung im Bereich der Geistes- und Kulturwissenschaften decken. Ist unser Schönheitsbergriff eine Illusion und zwingen uns neue physiologische Forschungen zu einem Umdenken bzw. Umdeuten, oder liefern sie uns die Konvergenzpunkte für die Einschätzung von Wohlbefinden und Harmonie im Erlebnis des gestalteten Umfelds, wie sie etwa aus der Renaissance herausgewachsen ist?  Im Rahmen einer solchen Auseinandersetzung sollte auch dem Fortdauern von Traditionen nachgegangen werden wie auch dem Entstehen von Moden, die die Sehprozesse entscheidend mitprägen. 

Der Kongress ist interdisziplinär angelegt und eröffnet eine Debatte, die Ergebnisse aus der Kunst- und Architekturgeschichte wie der Philologie und Buchgeschichte aus verschiedenen Ländern mit jüngsten Forschungen der brain studies in Austausch setzt.

 

Organisation / Konzeption: Sabine Frommel (INHA Paris) / Claudine Moulin (IEA Paris/ Universität Trier) / Ulrich Pfisterer (Universität München)

14.décembre 2015

  • 9h15 Accueil par Sabine Frommel et Ulrich Pfisterer
  • 9h30 Christoph L.Frommel (Bibliotheca Hertziana) : Raphael’s research of the ideal form
  • 10h15 Henrike Eibelhäuser (Freie Universität Berlin): Blindness and Insight. Modes of Seeing and Non-Seeing around 1600
  • 11h00 Pause Café
  • 11h15 Michel-Caroline Heck (université de Montpellier) : Entre forme idéale et nature: construction, deconstruction , reconstruction du regard dans la peinture du XVII e s.)
  • 12h00 Dominique Lauvernier (université de Caen/EPHE): Rectangles, cubes, cylindres, sphères ... Modalités du regard idéal dans l’espace spectaculaire de la mimésis
  • 12h45 Sabine Frommel (EPHE)/ Eleonora Guzzo (université de Florence) :
    Mutations du regard dans des traités de l’époque moderne : les restitutions graphiques selon Vitruve
  • 13h30 Déjeuner
  • 14h30 : Ariane Varela Braga (Université de Zürich) : Owen Jones et l'ornement – vers une science de la forme
  • 15h15 : Tobias Teutenberg (Zentralinstitut für Kunstgeschichte):
    Learning to See | Seeing to Learn. Education, Art History & the “Period Eye” in 19th Century Germany
  • 16h00 Pause café
  • 16h15 Claudine Moulin (université de Trèves): Pages et regards – à la recherche d’une forme idéale
  • 17h00 Nikolaus Ruge (université de Trèves) : L’émancipation du visuel – Transformations de l’orthographe allemande (jusqu’au 17e)
  • 17h45 Flore César (université de Montpellier) : Les collections comme regard sur le monde
  • 18h30 Fin des travaux

 

15. Décembre 2015

  • 9h15 Johanna Aufreiter (Universität Wien): Sensitive Emissionen des Sehens. Funktionen des „aktiven Strahls“ im Bild unter Berücksichtigung optischer Theorien des Mittelalters
  • 10h00 Ulrich Pfisterer (Zentralinstitut für Kunstgeschichte): Optical refractions – Vices and Anti Idelas
  • 10h45 Pause Café
  • 11h00 Léa Kuhn (LMU, München): Forme, formation et l’idée d’école
  • 11h45 Karsten Heck (Georg-August-Universität Göttingen): The Shape of Art. Visualising Art History
  • 12h30 Discussion générale
  • 13h00  Fin des travaux