1916 plant Charles-Édouard Jeanneret, der später das Pseudonym Le Corbusier annehmen wird, ein Werk mit folgendem Titel zu schreiben: Frankreich oder Deutschland? Untersuchung über einen Aspekt der künstlerischen Aktivität zweier Völker während einer historischen Periode (1870–1914); ein Werk notwendiger Rehabilitation. Jean-Louis Cohen stellt dieses Projekt im Kontext von Jeannerets Bildungsjahren und seinen Erfahrungen im Ersten Weltkrieg dar, wobei die ambivalente Beziehung des Architekten zur deutschen Kultur sichtbar wird. Von gelegentlichen nationalistischen Äußerungen abgesehen, besaß Jeanneret sehr genaue Kenntnisse Deutschlands. Zwischen Bewunderung und Abscheu hin und hergerissen, erfasst der Architekt die französisch-deutschen Beziehungen in einem System vergleichender Gegenüberstellung, die sich in der Struktur des Werks widerspiegeln sollte. Die Vorstellung dieses Projekts gestattet eine komplexe Analyse der ästhetischen Urteile, der Auswahl der Werke, der Überlegungen zur Drucklegung und der intellektuellen Stellungnahmen von Le Corbusier.