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Neuausrichtung der Datenbanken: Blättern, Entdecken, Suchen

Seit Abschluss der Forschungsprojekte zur deutsch-französischen Kunstvermittlung im Jahr 2006 hat sich die wissenschaftliche Beschäftigung mit Zeitschriften und Texten der Kunstkritik in Deutschland und Frankreich weiterentwickelt. Neben dem Erscheinen von Tiefenstudien, Anthologien und Forschungen zur Rolle der Zeitschriften und Zeitungen sind die früher nur an wenigen Bibliotheken im Original oder per Microfiche einsehbaren Medien nun von der Bibliothèque nationale de France (BnF) über Gallica und der Universitätsbibliothek Heidelberg als digitale Surrogate online verfügbar. Auch die einst leitende Fragestellung ist von neuen Perspektiven abgelöst worden. Das Forschungsprojekt war eingebettet in die Kulturtransferforschung, die in ihrer ersten sehr produktiven Phase in den 1990er bis 2000er Jahren von binationalen, sehr oft deutsch-französischen Forschungsvorhaben geprägt war. Mittlerweile hat sie sich global geschichtlichen, mehrdimensionalen Verflechtungen zugewandt (Middell 2016).

Vom Blättern, Entdecken und Verändern

Die 2021 bis 2022 durchgeführte Neuausrichtung der drei Datenbanken der deutsch-französischen Kunstvermittlung richtet sich auf drei generelle Formen des Interagierens mit Datenbanken: das Blättern, das Entdecken und das Verändern. Das Blättern und Entdecken bildet sich in der Neugestaltung des Recherche-Tools ab. Hier sind die Datensätze mit wenigen eher spielerischen Manipulationen neu zu gruppieren: Auswahl der Projekte über die Schaltflächen, einen Zeitstrahl und die als Button gestalteten Filter. Sie können dann nicht nur in einer Listenansicht angeschaut werden, sondern man kann nach Aufruf eines Ergebnisses von links nach rechts durch die Ergebnisse blättern. Für eine gewisse Anzahl der Zeitschriften konnte zudem eine Verknüpfung auf ein Digitalisat angelegt werden und so kann sich das Blättern auch in der (digitalen) Zeitschrift fortsetzen.

Die detaillierte Filterung und das Setzen von Lesezeichen, die in die Merkliste eingetragen werden, fördern das Entdecken von Zusammenhängen zwischen Zeitschriften und Autor/-innen, von Zeiträumen und Autor/-innen oder auch etwa ausschließlich Ausstellungsankündigungen. Unterstützt wird diese explorative Suche durch die Referenzierung der Personennamen und Zeitschriften auf Normdaten oder Wikidata, die in eigenen Fenstern als PopUp angezeigt werden. Die Ergebnisse dieser Entdeckungen können über die Merkliste als PDF ausgedruckt oder als Dokument im JSON-Format ausgegeben werden.

Das JSON-Dokument gehört schon der Interaktion mit den Daten an, die auf ihre Veränderung abzielt, womit alle Vorgänge des Einspeisens der Daten in andere Umgebungen zur Visualisierung und weiteren Analyse gemeint sind. Das temporär über die Merkliste erstellte Dokument bietet jeweils einen Ausschnitt aus der Gesamtdatei, auf die das Recherche-Tool seine Anfragen richtet und sie in der Web-Oberfläche anzeigt. Jenes JSON-Dokument ist dabei die Zusammenfassung der Tabellendokumente, in denen die Verlinkungen und Referenzierung vorgenommen wurden.

 

Semantische Anreicherung und Restrukturierung der Daten

2021 wurde ermittelt, welche der in den Dateneinträgen behandelten Quellentexte inzwischen digitalisiert sind und über eine IIIF-Presentation API angeboten werden. Im zweiten Schritt wurden soweit möglich Verlinkungen zu den einzelnen Belegstellen händisch herausgesucht. Dies erforderte die Erweiterung der Daten, indem Dateneinträge, die sich auf mehr als einen Text beziehen und somit auch mit mehr als einem Digitalisat zu verknüpfen waren, weitere Volume-IDs erhalten haben, deren Aufschlüsselung in der Attributtabelle in DFK_master ergänzt wurde. Weiterhin wurden fehlerhafte bibliografische Angaben zu Seitenzahl, Band oder Erscheinungsjahr korrigiert. Insgesamt konnten für 2547 Dateneinträge seitengenaue Verlinkungen vorgenommen werden. Dies entspricht 47 % aller auf Zeitschriften bezogenen Dateneinträge. Auf technischer Ebene ermöglichen diese Links die Anzeige der betreffenden Seiten in einem gesonderten Viewer, dazu wird vom DFK Paris Mirador-Viewer (Vers. 3) betrieben.

In einer weiteren Maßnahme wurden anschließend die Personennamen mit Getty ULAN, der Gemeinsamen Normdatei (GND) und Wikidata referenziert. Darüber ist eine große Anzahl von Mehrfachansetzungen manifest geworden. Sie sind über eine neu vergebene zweite ID zusammengeführt worden, ohne dass die jeweilige Schreibweise verändert wurde. Im Recherche-Tool können somit heute alle in den Quellen verwendeten Schreibweisen gefunden werden. Eine weitere Anreicherung betraf die Zeitschriftentitel, die mit den Normdaten der Bibliothèque national de France (BnF) und der GND oder mit Einträgen in Wikidata referenziert wurden. Über das Recherchetool sind alle drei Anreicherungen aufzurufen und werden jeweils optisch deutlich abgesetzt in eigenen Fenstern angezeigt. Die Schlagworte haben dagegen in Reaktion auf die Befunde der datenarchäologischen Untersuchung ihren Status als Filter eingebüßt und sie sind in »Themen« umbenannt, um ihren Nutzen zum Entdecken von Inhalten zu unterstreichen.

Alle Daten wurden in Tabellen bearbeitet, deren Feldbenennungen mit Blick auf eine bessere allgemeine Verständlichkeit gewählt wurden (s. Datenstruktur). Das Recherche-Tool bezieht die Daten aus einem Dokument im JSON-Format, in dem die Tabellen zusammengefügt sind. Die Ergebnisse der Suchen können nicht nur als PDF, sondern auch als JSON-Dokument heruntergeladen werden. Die Daten sind über heiDATA veröffentlicht.

 

Transparenz über Datenerfassung, Anreicherung und bibliografische Daten

Die einzelnen Einträge in den Datenbanken können als Informationsobjekte betrachtet werden, die zwei »biografischer« Ereignisse teilhaftig waren, nämlich erstens, als sie angelegt und zweitens, als sie z.B. mit Normdaten versehen wurden. Weiterhin verweisen sie auf ein, manchmal auch mehrere andere Objekte, nämlich Texte der Kunstkritik. Die Verknüpfung etwa zu Getty ULAN oder einem Digitalisat der BnF eröffnet einen weiteren Verweis. Damit offenbart sich bereits eine recht komplexe Datenstruktur und verschiedene Autorenschaften. Die Auswahl, Kommentierung und Verschlagwortung der Texte stellt eine wissenschaftliche Leistung der Forscher/-innen der 2000er Jahre dar. Die Referenzierung auf Normdaten und die dadurch erfolgten Zusammenlegungen von Personenansetzungen, genau wie die Korrekturen der bibliografischen Daten sind dagegen erst 2021 bis 2022 durchgeführt worden und haben somit eine andere Urheberschaft. Die Metadaten, die im IIIF-Viewer angezeigt werden, kommen wiederum von der BnF oder der UB Heidelberg; was in gleicher Weise auf die biografischen Daten zu den Person zutrifft, die über Wikidata bezogen werden. In der grafischen Oberfläche des Recherchetools sind diese verschiedenen Provenienzen der Informationen über farbige Hintergründe und PopUp-Fenster markiert.

Verknüpfung mit Digitalisaten von Zeitschriften Foto: DFK Paris
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Anreicherung Personennamen Foto: DFK Paris
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Kontext der Neuausrichtung

Die verschiedenen Maßnahmen wurden 2021-2022 im Rahmen eines Projekts der anwendungsbezogenen Forschung durchgeführt, das am Beispiel der Datenbanken der deutsch-französischen Kunstvermittlung Probleme und Möglichkeiten der Neuausrichtung von Legacy-Data in der Kunstgeschichte untersucht hat (siehe Projekt zur Datenkuration). Dieses noch wenig behandelte Themenfeld des Repurposing erstreckt sich vor allem jenseits der inzwischen bereits recht umfassenden wissenschaftlichen Debatte um die Findbarkeit, Interoperabilität, Zugänglichkeit und Wiederverwendbarkeit (FAIR) (Drucker 2021, 78).

Literatur und Software