Land in Sicht. Verfahren der Landkartierung bei küstennaher Fahrt um 1600
Vortrag
Land in Sicht. Verfahren der Landkartierung bei küstennaher Fahrt um 1600
Ein Vortrag von Prof. Dr. Ulrike Gehring, Universität Trier
Das Navigieren vor der französischen Küste war um 1600 ähnlich riskant wie das Umfahren der Scilly Islands, dem gefürchtetsten Schiffsfriedhof Europas. Selbst erfahrene Seeleute aus Spanien und Portugal manövrierten hier nur unter Anleitung bretonischer Lotsen, die ihre Waren sicher durch die Gezeiten, unbekannte Strömungen, Riffe oder Untiefen brachten. Erst ab den 1540er Jahren wurde das über Generationen gesammelte Wissen in Seehandbüchern niedergeschrieben und illustriert. Die in Volkssprache erschienenen Bücher kartierten den Meeresgrund und gaben die Küstenlandschaft detailgenau wieder, so, wie sie sich dem Seefahrer vom Wasser aus darbot. Über das simple Verfahren des Abgleichs konnte so auch der Ortsunkundige seine Position bestimmen, Gefahren ausweichen und die Geschwindigkeit seines Bootes neu berechnen.
Auf welche Weise die Küstenprofile ermittelt, gezeichnet und in die maßstäblichen Karten eingefügt wurden, soll im Rahmen des Vortrags am Beispiel der französischen Ausgabe von Lucas Jansz. Waghenaers Thresorerie ou Cabinet de la Routte Marinesques (Calais,1601) und Willem Barentsz’ Description de la Mer Mediterranée (Amsterdam,1626) erläutert werden. Fragen des Wissenstransfers spielen dabei eine ebensolche Rolle wie die frühen Raumkonzepte, die in den Portlandschaften entwickelt und später in die Marine- und Landschaftsmalerei übertragen wurden.