Marthe Kretzschmar

Dr. Marthe Kretzschmar

Universität Wien (März – August 2021)

Postdoc-Projekt: Die Materialität des Marmors in der französischen Bildhauerei des 18. Jahrhunderts

Vita

Marthe Kretzschmar ist Kunsthistorikerin und lebt in Wien. Ihre Forschung befasst sich mit der Kunstgeschichte von Materialien und Materialitätskonzepten in der Skulptur der Vormoderne mit einem Fokus auf Schnittmengen zwischen Kunst und Wissenschaft. Sie arbeitete als Universitätsassistentin (Postdoc) an den kunsthistorischen Instituten der Universität Wien und der Universität Stuttgart und war Postdoc im Graduiertenkolleg Kunst und Technik (Deutsche Forschungsgemeinschaft) an der Technischen Universität Hamburg. Marthe Kretzschmar hat Kunstgeschichte und Politikwissenschaften an der Universität Stuttgart studiert und dort 2012 mit einer Studie über lebensgroße Wachsporträts politischer Herrscher und Herrscherinnen in der Frühen Neuzeit promoviert (Herrscherbilder aus Wachs, Reimer 2014). Derzeit arbeitet sie in interdisziplinärer Perspektive zu Transformationen von ‚naturbelassener‘ Natur in ‚dinghafte‘ Natur und untersucht mit dem Habilitationsprojekt die Materialität von Marmor in der französischen Skulptur des 18. Jahrhunderts.

Forschungsschwerpunkt

Die Materialität des Marmors in der französischen Bildhauerei des 18. Jahrhunderts

 

In Frankreich etablierte sich im 18. Jahrhundert ein neuer empirischer Zugang zur Naturlehre und die Geologie profilierte sich als wissenschaftliche Disziplin neben der Mineralogie oder Paläontologie. Diese Entwicklung hatte auch Folgen für den Marmor, der geologisches Objekt und zugleich künstlerisches Material ist. Begriffe wie Historizität, Metamorphose oder topografische Aspekte wurden neu semantisiert und Taxonomien neu bestimmt. Das Forschungsprojekt untersucht aus kunsthistorischer Perspektive den epistemologischen Rahmen zur Wahrnehmung des Marmors in der Skulptur während dieser Epoche. In Anlehnung an Michael Baxandalls Konzept des period eye stellt sich die Frage, was man über Marmor in dieser Zeit wissen konnte. Dabei werden drei Forschungsfelder in den Blick genommen: Erstens geht es um eine Erweiterung des möglichen Assoziationsrahmens innerhalb kunstliterarischer Rezeption durch damals bekannte und diskutierte geologische Kenntnisse. Zweitens wird theoretisches und praktisches bildhauerisches Wissen über Stein bzw. Marmor in Bezug zu Materialitätsaspekten wie Qualität oder Dauerhaftigkeit herausgearbeitet. Drittens werden Aspekte verfolgt, die bildhauerische und geologische Interessen in konkretere Verbindung bringen. Dabei geht es unter anderem um die formale bildhauerische Aufgabe, aus einem Marmorblock ein Gestein zu gestalten, um es als naturbelassen zu charakterisieren. Hier sind Sockelzonen interessant, wo Stein als funktionales Stützmotiv oder auch ikonografisch eigenständiger Bedeutungsträger fungieren kann. Während des Stipendiums liegt ein Fokus auf diesen Formanalysen – ein zweiter auf vertiefenden Recherchen zur Werkstattpraxis ausgewählter Bildhauer, z.B. Bouchardon, Lemoyne, oder Allegrain.

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