Das Interieur des Purismus – Amédée Ozenfant, Le Corbusier und das Maß der Dinge

Das Forschungsprojekt untersucht und vergleicht Konzepte von Askese und ihre Umsetzung in der Architektur zwischen dem 19. und 21. Jahrhundert. Vor dem Hintergrund eines der ältesten und elementarsten Motive der Wohnarchitektur, nämlich dem gebauten Raum als Rückzugs- und Besinnungsort, soll die Baukunst der Moderne als ein bewusstes Spiel mit den Mitteln der Ökonomie, die sich im Kleid der Askese darbieten, neu hinterfragt werden. Die ausgewählten Architekturen werden trotz oder gerade wegen ihres Prinzips der Reduktion und des Weglassens im Register eines spezifisch ästhetischen Formwillens betrachtet. Denn auch der architektonische Raum ist nicht etwa nur ein schlichter Behälter für die Dinge des Alltags. Seine Gestalt prägt unsere Art und Weise mit den Dingen; er ist ein Koordinatensystem für unser unentwegtes Sammeln, Um- sowie Zusammenstellen und nicht zuletzt Entledigen von Dingen. Dabei soll das Verhältnis von räumlicher Askese und exzessiver Ding-Beziehung in den Interieurs der Moderne ausgelotet werden.

Ob Wohneinheit, Klosterzelle oder Ferienhaus Le Corbusier verwirklichte maßvoll dimensionierte Lebensräume. Insbesondere für Le Corbusiers gebautes Werk ist ein ambivalentes Pendeln zwischen räumlicher Askese und exzessivem Objektkult zu konstatieren. Für seine Zusammenarbeit mit Amédée Ozenfant und die Proklamation des Purismus ist dieses kontrastive Verhältnis zentral. Das Recherchevorhaben in Paris betrifft einen wesentlichen Kernbereich des geplanten Hauptprojektes „Askese und Exzess – das Interieur der Moderne“.