Paul Mellenthin
Paul Mellenthin, M.A.
Universität Basel, Graduiertenkolleg eikones (april 2021)
PhD project: Das Auge der Geschichte. Die Fotografien des Deutsch-Französischen Krieges und der Pariser Kommune 1870/71
Vita
Paul Mellenthin studierte Kunst- und Bildgeschichte in Leipzig und Berlin. Derzeit stellt er seine Dissertation fertig, die an der Universität Basel und der Folkwang Universität der Künste Essen angesiedelt ist. Er war Stipendiat bei eikones – Zentrum für die Geschichte und Theorie des Bildes, Basel, an der Bibliotheca Hertziana – Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte, Rom, und am Getty Research Institute, Los Angeles. Paul Mellenthin arbeitete zudem als Kurator für das Kunstmuseum Basel und für die Sammlung Fotografie im Münchner Stadtmuseum. Zuletzt war er in der Stiftung des Architekturbüros Jacques Herzog und Pierre de Meuron Kabinett, Basel, für die Leitung der historischen Fotosammlung von Ruth und Peter Herzog verantwortlich. Das Projekt zur wissenschaftlichen Erfassung des mehr als 500'000 Fotografien umfassenden Bestands wurde 2020 erfolgreich abgeschlossen und online unter www.fotosammlung.com publiziert.
Research focus
Dissertationsprojekt: Das Auge der Geschichte. Die Fotografien des Deutsch-Französischen Krieges und der Pariser Kommune 1870/71
Das Projekt verfolgt erstmalig die Einordnung der Fotografien des Deutsch-Französischen Krieges und der Pariser Kommune 1870/71 in die Kunst- und Fotografiegeschichte. Unmittelbar nach den Ereignissen reisen Fotografen zu den Schauplätzen. Die Fotografie liefert der Berichterstattung aktuelle Bilder, die zur Vervielfältigung in Stiche übersetzt werden. Spöttisch bezeichnet ein Journalist die Heerschar von 300 Fotografen in Paris als „die dritte Belagerung“ nach den Deutschen und dem Kommune-Aufstand. Dieses Medienereignis ist zentraler Gegenstand des Forschungsprojekts.
Eine Zensur verbietet in Frankreich schließlich alle Werke, die sich auf die konkreten Ereignisse beziehen. Lediglich „künstlerische“ Fotografien dürfen verbreitet werden. Die Ruine avanciert zum zentralen Bildmotiv – Paris wird als romantische Ruinenlandschaft als Reiseziel von Tourismus-Pionier Thomas Cook neu entdeckt. Auch Maler stellen die Schauplätze der bürgerlichen Revolution als bourgeoise Freizeitorte dar. Besondere Bedeutung erhalten bisher unbekannte Archivalien und Bilder, die neue Erkenntnisse zur Geschichte dieser Ereignisse und der bildhistorischen Relevanz des Krieges für das 19. und 20. Jahrhundert bereithalten.