Krieg als Opfer?
Franz Marc illustriert Gustave Flauberts »Legende des Heiligen Julian«
German
Zum ersten Mal ist in diesem Buch Gustave Flauberts Légende de Saint Julien l’hospitalier mit den Illustrationen Franz Marcs zusammengebracht. Schon früh lassen sich Spuren der Lektüre in Marcs Werk ausmachen. Die 1908 entstandene Lithografie des Rehs, das im Pfeilhagel stirbt, ist durch die berühmte Jagdszene der Novelle inspiriert. Seit 1913 befasste sich der Maler wieder mit Flauberts Text in der Absicht, ihn zu illustrieren. In einem Skizzenbuch machte er Zeichnungen und Aquarelle, die er mit dem Entwurf für das Gemälde Tierschicksale abschloss.
Für Franz Marc war die Lektüre von Flauberts Legende zentral. Sie grundierte seinen Blick auf die Welt. Er überlagert die Figur des Flaubert’schen Jägers durch die des Kriegers und stellt Jagd, Apokalypse und Krieg in einen direkten Zusammenhang. Die Legende mit ihrer kosmischen Abschlachterei, über der ein blutroter Himmel aufgeht, wurde für Marc schon vor dem Ersten Weltkrieg zur Folie, auf der er den Krieg als ein Blutopfer zur Reinigung Europas und der Menschheit interpretierte.
Rezensionen:
- O.A., »Das Ende der Idylle«, Süddeutsche Zeitung, 11.03.2022, www.sueddeutsche.de/muenchen/franz-marc-tierschicksale-franz-marc-museum-kochel-gustave-flaubert-1.5545846: »[…] Eine wichtige Inspirationsquelle – und auf sie legt die Ausstellung den Fokus – dürfte Gustave Flauberts ›Legende von Sankt Julian dem Gastfreien‹ (1877) gewesen sein. Ein ungeheuerlicher Text, nachzulesen in ›Krieg als Opfer?‹, einem anlässlich der Ausstellung erschienenen Essayband von Museumschefin Cathrin Klingsöhr-Leroy und Literaturwissenschaftlerin Barbara Vinken. […]«
- Christiane Mühlbauer, »Ausstellung mit neuen Forschungsergebnissen zu Franz Marc«, Merkur, 08.02.2022, www.merkur.de/lokales/bad-toelz/kochel-am-see-ort28931/bilder-zum-anschauen-und-anhoeren-91287547: »Grundlage für die Ausstellung sind Forschungen von Klingsöhr-Leroy und Literaturwissenschaftlerin Barbara Vinken. […]«
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