Philippa Sissis

Philippa Sissis

Stipendiatin

Vita

Philippa Sissis studierte Geschichte und Kunstgeschichte in Berlin und Paris. Von 2015 bis 2020 promovierte sie am SFB Manuskriptkulturen Asiens, Afrikas und Europas an der Universität Hamburg. In ihrem Promotionsprojekt untersuchte sie das SchriftBild, das die Florentiner Humanisten Poggio Bracciolini und Niccolò Niccoli um 1400 prägten: In der Mise-en-page der von ihnen kopierten klassischen Autoren führten sie durch die grafische Ästhetik Grundgedanken der studia humanitatis in visueller Form vor Augen.

Philippa Sissis arbeitete außerdem in der Nachwuchsforschergruppe „Vormoderne Objekte“ unter der Leitung von Dr. Philippe Cordez an der LMU München mit. Seit Oktober 2019 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin (post doc) im Forschungscluster translocations an der TU Berlin. In diesem Rahmen war sie an der Publikation der Bände „Beute. Eine Anthologie/ Ein Bildatlas zu Kunstraub und Kulturerbe“ beteiligt.

Ihre Forschungsschwerpunkte sind die Ikonizität von Schrift und Buchgeschichte, Kulturgeschichte der Frührenaissance, aber auch Zeichnungen und Skizzenbücher, Museumsgeschichte und Bildmedien im kolonialen Kontext.

Forschungsschwerpunkt

Die Politik der Karten - die visuelle Wirkung von Karten und Kartographie in der Bildkonstruktion der Karibik

 

In Benedetto Bordones Werk Isole del mondo von 1528 sind die karibischen Inseln Umrisse, die heute nur durch die Beschriftung mit den bekannten Porträts der karibischen Inseln in Verbindung zu bringen sind. Weitere Karten, wie die West Indische Paskaert von 1695, bringen die Inseln zwischen Nord- und Südamerika in Relation zu den größeren Kontinenten. Karten sind ein wichtiger Bestandteil in der Planung und Durchführung von wissenschaftlichen, kommerziellen und politischen Bewegungen im nicht bekannten Gelände. Sie sind Hilfsmittel, die als objektive Darstellungen topografischer Gegebenheiten gelesen werden. Und doch sind sie Bilder, grafische Abstraktionen. Sie zeigen eine Linie als Küste, einen Punkt als Stadt – und funktionieren durch die grafischen Konventionen der (in diesem Fall) europäischen Kultur. Ihre Macher, die Reisenden, Zeichner und Topografen vor Ort, die Kartografen in Europa und ihre Auftraggeber, Handelshäuser, Herrscher, Kolonisatoren, haben ganz unterschiedliche Motive und Intentionen. Sie führen zu einer Vielfalt kartografischer Bilder, die inzwischen vielschichtige historische Dokumente darstellen, eine Dokumentation von Eroberung, Kolonisierung, ökonomischer Nutzung. Die Auseinandersetzung mit den Karten der Karibik, in der Longue Durée und über die kolonial geprägten Grenzen zwischen den Inseln hinweg soll sowohl die frühen Phasen der europäischen Ermächtigung greifbar machen als auch die kulturellen und sozialen Spuren von Sklaverei und das Entstehen eines postkolonialen Raums greifbar werden lassen. Dabei werden die Karten als intentionelle Bilder, Teil der politischen Ikonographie und Konstruktionen von Relationen und Realitäten gelesen.

Kontakt

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