Jahresthema 12/13 - Bewegung / Mouvement

Bewegung / Mouvement

In sämtlichen Kunstepochen implizieren Bilder, Kunstwerke und Bauten immer schon Bewegung. Dabei handelt es sich um die dargestellte Bewegung im Bild oder die dynamische Entfaltung des Bewegungsmotivs in der Architektur ebenso wie um Bewegungen vor dem Bild, die Blickbewegung, die Bewegung mit Bildern durch Räume. Das Jahresthema des Deutschen Forums für Kunstgeschichte widmet sich den vielfältigen Dimensionen der Bewegung in der bildenden Kunst, auch ihrer emotionalen Wirkkraft sowie den Kunstformen Film und Performance, in denen  Bewegungsformen schließlich nicht mehr als Imitation, sondern im eigenen Recht auftreten. Philosophie und Kunsttheorie haben sich der Bewegung aus erkenntnistheoretischer Perspektive genähert (Maurice Merleau-Ponty, Henri Bergson, Gilles Deleuze) und das intellektuelle Spektrum bis hin zu Fragen des Rhythmus und der Begegnung mit dem Bild erweitert. Jüngste Ansätze erforschen, etwa unter den Denkfiguren »agency« oder »Bildakt« (Bruno Latour, Horst Bredekamp), die Handlungsfähigkeit des Kunstwerks.

 

Es werden Bewerbungen um Stipendien im Kontext des Jahresthemas erbeten, die das weithin gut erforschte Phänomen der Bewegungsdarstellung in der Geschichte der bildenden Kunst unter aktuellen theoretischen Prämissen neu befragen. Vor allem aber sind Vorschläge willkommen, die Aspekte der Bewegung vor und mit der Kunst (etwa vor Gemälden, in der Architektur) erörtern und dabei fragen, wie Artefakte und Bauten unsere Bewegungen konditionieren. Darüber hinaus sind auch Projekte denkbar, die Bewegung als Ausgangspunkt und Motiv der Kunst selbst untersuchen (u. a. gestische Malerei; Performance). Nicht weniger erwünscht sind Beiträge, in denen der affektiven, inneren Bewegung (Emotion) nachgegangen wird und die diese in sinnfälligen Zusammenhang mit der Frage auch eines physischen Transfers bringen.

 

Das Deutsche Forum für Kunstgeschichte lädt zu historischen, fächerübergreifenden oder verschiedene Medien und Zeiten betreffenden Vorschlägen ein. Im Sinne der internationalen Ausrichtung des Deutschen Forums für Kunstgeschichte in Paris soll das Thema unter besonderer Berücksichtigung französischer und deutscher Themen und Diskurse behandelt werden. Begleitet wird die Forschungsarbeit der Stipendiaten durch regelmäßige »workshops« mit Gastdozenten, gemeinsame „ateliers de lecture“, Exkursionen, Vorträge und einen abschließenden Jahreskongress. Die mit einem Jahresstipendium verbundene Ausschreibung wendet sich an Doktoranden der Kunstgeschichte, deren Thema die übergeordnete Fragestellung berührt oder insgesamt zum Gegenstand hat, wobei bewusst daran gedacht ist, Fallbeispiele in diachroner, internationaler Perspektive und aus verschiedenen Gattungen (Malerei, Photographie, Zeichnung, Druckgraphik und Skulptur) zu verhandeln. Auch Promovierende benachbarter Disziplinen, die kunsthistorisch versiert sind und deren Dissertationsthemen einen klaren Bezug zur bildenden Kunst vorweisen, sind zur Bewerbung eingeladen.

 

Leitung: Andreas Beyer (DFK)/Guillaume Cassegrain (Université Lyon II)